Nöldekestraße 19 vermietet – Wir machen weiter!

Elbe Wochenblatt - FZ Nöldekestraße wird vermietet (27.06.2012)Mit Befremden mussten wir am vergangenen Mittwoch aus dem Elbe Wochenblatt erfahren, dass das seit ca. zwei Jahren leerstehende ehemalige Freizeitzentrum Nöldekestraße ab Juli 2012 vermietet werden soll. Die für die Vermietung zuständige städtische Sprinkenhof AG hielt es augenscheinlich nicht für nötig, uns als Initiative ‚Ja zur Nö‘, die sich seit Oktober letzten Jahres mit einem ausführlichen Nutzungskonzept, diversen Gesprächen mit den zuständigen Behörden sowie öffentlichen Aktionen intensiv für eine Wiedereröffnung des Gebäudes als selbstverwaltetes, unkommerzielles und soziales Zentrum engagiert hat, zuvor davon in Kenntnis zu setzen.

Auf Unverständnis stößt bei uns ins Besondere die Bemerkung des Vorstandssprechers der Sprinkenhof AG Henning Tants, dass von der Initiative Ja zur Nö bezüglich der Nutzung des Gebäudes „nie jemand angefragt“ hätte. Wir fragen uns, wie es wohl in dieser Verwaltungsgesellschaft zugeht, wenn man sich dort nicht mehr an die zahlreiche Telefonate und direkten Begegnungen erinnern kann, bei denen wir unser Interesse an dem Gebäude zum Ausdruck brachten!

Unsere in den letzten Monaten immer größer gewordene Initiative wird sich durch das empörende Verhalten der Sprinkenhof AG nicht entmutigen lassen und sich auch weiterhin für ein selbstverwaltetes und unkommerzielles Soziales Zentrum in Harburg einsetzen.

Ein Gedanke zu „Nöldekestraße 19 vermietet – Wir machen weiter!

  1. Für ein Soziales Zentrum in Harburg – Jetzt erst recht!

    Das Abendblatt hat in seinem Harburg-Teil aus aktuellem Anlass berichtet: http://www.abendblatt.de/hamburg/harburg/article2324958/Freizeitzentrum-wird-zur-Musikschule.html

    Freizeitzentrum wird zur Musikschule
    02.07.2012, 06:06 Uhr Michelle Kossel

    Der Vertrag mit den neuen Mietern ist unterzeichnet. Bis zuletzt blieb der Abschluss geheim. Die Initiative „Ja zur Nö“ fühlt sich ausgebootet.
    Harburg. Wer neuer Mieter des ehemaligen Freizeitzentrums an der Nöldekestraße ist, sollte bei Politik und Verwaltung offenbar geheim bleiben. „Ich weiß von nichts“, sagt Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion. Die Harburger Bezirksverwaltung meldete sich auf Nachfrage nicht, und auch der Vermieter, die Sprinkenhof AG (SpriAG), hielt sich mit Auskünften zurück. „Ja, es gibt einen Mieter, ich darf allerdings keine Auskünfte darüber geben“, sagt Unternehmenssprecher Henning Tants.

    Das Abendblatt lüftet das Geheimnis: Die Künstler Andreas Maecker und Julia Pfitzmann erhielten den Zuschlag von der SpriAG und wollen aus dem seit etwa zwei Jahren leer stehenden Gebäude eine Musikschule machen. „Klangfabrik“ soll sie heißen. Schüler in spe können unter anderem Instrumente erlernen, sich mit Rock, Pop und Jazz vertraut machen, und Kunstschaffende könnten ihre Werke ausstellen. „Hier ist so viel möglich, ich habe so viele Ideen“- für Maecker erfüllt sich ein Lebenstraum. Wenn er von seinen Plänen erzählt, leuchten seine Augen, und stolz blickt er auf das Gebäude. „Wir haben das Haus über den Leerstandmelder im Internet gefunden. Schon lange haben wir nach so einem Objekt gesucht, sogar in Schwerin waren wir schon, um uns Gebäude anzuschauen. Doch keines war so toll, wie dieses Haus in Harburg. Es ist perfekt für unsere Musikschule, hat Übungsräume, Veranstaltungssäle und liegt zentral in der Nähe des Harburger Bahnhofs. Viele Busstationen sind zu Fuß erreichbar“, sagt Maecker. Auch für die benachbarte, ebenfalls leer stehende Ex-Polizeiwache habe er sich interessiert. „Da hätte man prima Übungsräume einrichten können. Aber hier haben wir die schönen großen Veranstaltungssäle – das hat uns dann überzeugt, uns für das ehemalige Freizeitzentrum zu entscheiden.“

    Dass sein Traumhaus erheblich renovierungsbedürftig ist – neue Fenster müssen unter anderem her, die Elektronik sowie die sanitären Anlagen sollen erneuert werden – schreckt den Musiker nicht. „Da hilft uns die Stadt, und wir bleiben einige Monate mietfrei. Außerdem wollen wir viel in Eigenregie modernisieren.“ Damit es um „seine“ Klangfabrik herum nicht wie eine Müllhalde aussieht, säubert er schon mal die Grünanlagen. Läuft alles so, wie er es sich vorstellt, dann soll die „Klangfabrik“ bereits Ende August eröffnen.

    Die Verhandlungen mit der Sprinkenhof AG seien kein Problem gewesen. Da war man sehr kooperativ. Wir haben ein Konzept eingereicht, das hat offenbar überzeugt“, sagt der Musiker.

    Heiko Langanke von „Südkultur“, der Künstlerinitiative aus dem Hamburger Süden, ist überrascht. „Ich wusste davon nichts. Es ist toll, was die beiden vorhaben. Jede Belebung der Szene ist zu begrüßen“, sagt er. Und alle Einrichtungen, die mit kulturellem Angebot dafür sorgen, dass junge Harburger nicht in die City fahren und abwandern, „weil hier für diese Altersgruppen keine Angebote gemacht werden“, sagt Langanke.

    Allerdings habe er sich eine bessere Kommunikationspolitik von der Sprinkenhof AG und von der Bezirksverwaltung erhofft. „Es handelt sich hier ja nicht um irgendein Einfamilienhaus, sondern es geht um die Zukunft des ehemaligen Freizeitzentrums. Da sollte die Öffentlichkeit schon wissen, was da künftig abgeht.“

    Und während Andreas Maecker nun endlich seinen Traum leben kann, ist jener der Initiative „Ja zur Nö“ geplatzt. „Die für die Vermietung zuständige Sprinkenhof AG hielt es augenscheinlich nicht für nötig, uns, die wir uns seit Oktober vergangenen Jahres mit einem ausführlichen Nutzungskonzept, diversen Gesprächen mit den zuständigen Behörden sowie öffentlichen Aktionen intensiv für einen Wiedereröffnung des Gebäudes als selbst verwaltetes, unkommerzielles und soziales Zentrum engagiert haben, davon in Kenntnis zu setzen“, heißt es in einer Pressemitteilung von „Ja zur Nö“.

    Immer wieder hatten die jungen Harburger auf ihren Wunsch aufmerksam gemacht, das ehemalige Freizeitzentrum nutzen zu dürfen. Als Bürgermeister Olaf Scholz im Frühjahr im Quartierszentrum Feuervogel zu Gast war, machten „Ja zur Nö“ mit einer Plakataktion einmal mehr auf sich aufmerksam. Von der neuerlichen Enttäuschung will man sich entmutigen lassen. „Wir wollen uns weiterhin für ein selbst verwaltetes und unkommerzielles Soziales Zentrum in Harburg einsetzen“, fordert „Ja zur Nö“.

    Einen Kommentar der Autorin gibt es hier: http://www.abendblatt.de/hamburg/harburg/article2324959/Raum-fuer-junge-Kreative.html.

    Raum für junge Kreative
    02.07.2012, 06:12 Uhr Michelle Kossel

    Wie bunt und kreativ ist die Kulturszene in Harburg? Gerade die vergeblichen Aktionen der Initiative „Ja zur Nö“ – von vielen Akteuren aus Politik und Verwaltung insgeheim belächelt – haben gezeigt, von welchen Faktoren dies abhängig ist. Immer wieder hatten die jungen Harburger die Erfahrung gemacht, dass man sie zwar mit ihrem Anliegen zur Kenntnis nimmt, letztendlich aber doch ins Leere laufen lässt. Denn darin, den jungen wilden Kreativen trotz Konzeptes bloß nicht das ehemalige Freizeitzentrum zu überlassen, scheinen sich ja alle einig gewesen zu sein. Doch wie muss Kultur gestrickt sein, um etwas zu gelten? Sie muss offenbar vor allen Dingen kommerziell ausgerichtet sein. Eine Musikschule bringt schließlich etwas ein. Einfach mal so in einem Gebäude abzuhängen und auf Inspiration zu warten, oder auch mal nicht auf den schnöden Mammon ausgerichtete Projekte zu realisieren, noch dazu für Menschen, die es nicht so dicke im Portemonnaie haben – das scheint nicht erwünscht zu sein.

    Schade. Auch eine Initiative wie „Ja zur Nö“ bereichert den Stadtteil, zeigt sie doch Politikern, wohin es viele Jungerwachsene, deren Zukunft nicht in jedem Fall rosig aussieht, treibt. Der Wunsch nach Selbstbestimmung ist immer dann sehr groß, wenn die Möglichkeiten eingeschränkt werden. Doch gerade Harburg braucht selbstbewusste, kreative Menschen, die ihr Umfeld mit Tatkraft gestalten wollen. Es ist an der Zeit, ihnen Raum zu geben.

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